Wer diesen Kalvarienberg des Vaterlandes erklommen hat, ohne das Pochen der Liebe zu fühlen. Wer auf diesen ruhmvollen Felsen nicht mit gereinigter Seele steht, trete nicht ein in dieses Refugium! Er schaue nicht von diesen freien Höhen, die schmerzgetränkte Fruchtbarkeit der Ebene und das Geheimniss des Himmels!
(Marmortafen am ital. Rifugio am Passo di Pasubio)
Bei den Kämpfen um den Pasubio gab es zwei wesentliche Kampfzonen, die sich als Österreichische Platte und Italienische Platte gegenüberliegen und durch einen kleinen Sattel dem "Eselrücken" verbunden sind. Die Italiener nannten diese beiden Abschnitte "Dente Austriaco" und "Dente Italiano", den österreichischen und den italienischen Zahn.
Erst 1917/18 wurden die Arbeiten auf beiden Seiten des Pasubio so durchgeführt, dass der "Kaiserjägerberg", als befestigtes Hochplateau bezeichnet werden kann, auf dem einer der blutigsten Hochgebirgskämpfe des Ersten Weltkrieges stattfanden.
Die Österreicher begannen bereits 1916 einen Stollen unterhalb des "Eselsrückens" unter die italienischen Stellungen zu treiben. Als das die Italiener bemerkten, wurden sofort Gegenmaßnahmen angeordnet. Es entstand ein unterirdischer Stollenkrieg, mit einer Reihe von Sprengungen.
Am 29. September 1917 erfolgte die erste österreichische Sprengung, die drei Tage später mit der italienischen beantwortet wurde. Am 13. März 1918 wurde von beiden Seiten die nächst Sprengung angesetzt, von den Österreichern um 04.30 Uhr früh, von den Italienern um 08.00 Uhr. Die Vorbereitungen der Österreicher aus dem weit unter das italienische Plateau vorgetragenen "Elison-Hauptstollen" liefen planmäßig ab. Um 04.30 Uhr früh wurde gezündet. Mit gewaltigem Donnern und einer großen Stichflamme brach eine Hälfte des italienischen Plateaus zusammen und machte den Gegner für lange Zeit kampfunfähig. Selbst die großen Zerstörungen konnte dem Kampf in den Bergen keine entscheidende Wendung bringen.
Erst nach dem Waffenstillstand im November 1918 wurde der Pasubio von den Kaiserjägern geräumt und damit kampflos den Italienern überlassen.
(Auszug aus dem Militärgeschichtlicher Reiseführer von Wilhelm Nußstein)
Das Blut von fünftausend Menschen war im Oktober 1916 in den grauen Fels des Pasubio verströmt, dann kam der weiße Tod. Unendliche Schneemassen fielen vom Himmel. Ein Sturm erhob sich. Wochenlang fauchte er über die Gipfel und Kämme, türmte Schneelast auf Schneelast über die Unterstände der Truppen, bis sie wie Kartenhäuser zusammenbrachen. Brausend und dröhnend löste sich Lawine um Lawine von den Höhen und riß die Menschen und ihr armseliges Werk in die Tiefen hinab. Kaum geringer war die Ernte des weißen Todes als die des Maschinentodes.
Im Jahr 1917 begann der unterirdische Krieg. Tag und Nacht surrten und ratterten auf beiden Seiten die Bohrmaschinen, krachten die Sprengschüsse. Kaverne auf Kaverne, Stollen auf Stollen entstand. Langsam, Meter um Meter, aber mit der Zähigkeit eines unerbittlichen Verhängnisses schoben sich die Felsgänge der Gegner unter die beiden Platten vor.
Im März des Jahres 1918 war man auf beiden Seiten zur Sprengung bereit. Hüben wie drüben wusste jeder Kämpfer, dass unter seinen Füßen viele Tonnen des furchtbarsten Sprengstoffs den zündenden Funken erwarteten.
Am 13. März 1918 um 8.00 Uhr früh, entzündeten die Österreicher ihre Mine. Die Stirnwand der italienischen Platte flog mit einem Teil der Besatzung in die Luft. In weitentfernte Stollen und Kavernen noch fuhren die Stichflammen der Sprenggase.
Es war die gewaltigste Sprengung des Weltkrieges. Die gegenseitige Lage blieb aber bis zum Ende des Krieges so, wie sie sich in den heftigsten, den Oktoberkämpfen des Jahres 1916, herausgebildet hatte.
(Auszug aus dem Buch Pasubio von Robert Skorpil 1943).